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Fußballweltmeisterschaft - Predigt über Philipper 4, 8

Am 31. Juli 1966 hielt Manfred Josuttis in Gödenroth eine Predigt, die sich mit der jüngst zu Ende gegangenen Weltmeisterschaft in England beschäftigte. Das Gastgeberland und Deutschland hatten sich in einem legendären Endspiel gegenübergestanden, dass an Dramatik kaum noch zu überbieten war. Auf unnachahmliche Art und Weise behielt Josuttis in seiner Betrachtung stets die Worte aus dem Philipperbrief im Blick:

Weiter, liebe Brüder: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was lieblich, was wohllautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach.

"Was fasziniert die Menschen an diesem Sport?" Dieser Frage ging der gelehrte Theologe in seiner Predigt nach. Er war und ist der Ansicht, dass Dramatik und Spannung der Spiele, Technik der Ballführung und Körperbeherrschung in den Bann ziehen. "Ein Fußballspiel wird mit letztem Einsatz gespielt." Der Kampf verlangt den Akteuren bis heute alles ab. Wieder verglich der Prediger mit der Bibel. "Auch der Glaube ist Kampf, Kampf darum, sich von den Mächten des Zweifels und der Verzweiflung nicht unterkriegen zu lassen, Kampf darum, in der Liebe Jesu zu bleiben und die Verhältnisse in der Welt zu verändern." Ein Kampf ist nur von Erfolg gekrönt, wenn die Geschlossenheit in der Mannschaft stimmt. Alle müssen am selben Strang ziehen. Die Nationen mit den großen Einzelkönnern gehörten 1966 nicht zu den großen Gewinnern. Engländer und Deutsche kämpften mit letztem Einsatz und blieben dabei aber stets fair. Josuttis meinte damals, dass diese Fairness in den Alltag, ja auch in das christliche Leben hinein, gerettet werden müsste. Er würde heute kaum anders argumentieren.

Den in seiner Lebensweise als vorbildlich geltenden Uwe Seeler zog auch der Prediger schon als Beispiel heran. "Auch Fairness verlangt Verzicht. Ich denke an eine Szene aus dem Spiel ge-gen Uruguay. Horacio Troche, der Kapitän der anderen Mannschaft, war vom Schiedsrichter wegen eines Fouls vom Platz gestellt worden. Aber bevor er das Spielfeld verließ, ging er zu Uwe Seeler und ohrfeigte ihn . . . Wahrscheinlich hätte er am liebsten zurückgeschlagen. Aber . . . er hat es nicht getan . . . Das Beispiel zeigt: Verzicht auf Rache . . . kann vernünftig sein." Josuttis griff auf Paulus zurück, der den Christen empfohlen hatte, sich das Gute in der Welt zu eigen zu machen. "Ich denke, mindestens diese drei Dinge kann man von den Fußballspie-lern für das Leben und für den Glauben lernen: Es lohnt sich, entschlossen zu kämpfen. Es lohnt sich, fair zu bleiben. Es lohnt sich, auf Dinge zu verzichten." Leider können im Jahre 2001 diese Tugenden nur noch bedingt für die Profis auf den Fußballfeldern geltend gemacht werden. Der Kampf um den größtmöglichen Profit hat Fairness und Verzicht auf die Plätze verwiesen. Die Christen sollten die Sportler wieder an die alten wichtigen Pflichten erinnern.

Erko Sturm

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