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Andacht für die Synode, 13. Oktober 2001

Liebe Schwestern, liebe Brüder!

Folgende Bibelworte aus der Apostelgeschichte möchte ich meiner Andacht voran stellen:

Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbre-chen und im Gebet. Apg. 2, 42

Darum, ihr lieben Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll heiligen Geistes und Weisheit sind, die wir bestellen wollen zu diesem Dienst. Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben. Apg. 6, 3+4

Seit diesen jüngsten Tagen unserer Kirche hat sich eine Menge getan. Kirchen aller Konfessi-onen begegnen vielfach als bürokratische Organisationen, wie Christoph Bäumler schon vor 17 Jahren in seinem Buch "Kommunikative Gemeindepraxis" feststellte. Kirchenleitung ver-steht sich demgegenüber aber dennoch als dienende Institution. Der Dienst ist der gesamten christlichen Gemeinde aufgetragen. Wir wissen alle, dass leitende Organisationen, sogar die Kirchenleitung, selbstverständlich auch die mit der Leitung eines Kirchenkreises beauftragten Kollegien, zumindest Macht ausüben können. Mit diesem Sachverhalt, der nicht zu leugnen ist, muss kritisch-konstruktiv umgegangen werden. Wenn die Verbindung zwischen Einzel-gemeinde und Leitungsgremium nicht abreißt und nicht nur in Konfliktsituationen geknüpft wird, sind beide auf dem Weg zu einem dialektischen Prozess, der für die Kirche nicht nur fruchtbar, sondern notwenig werden kann.

Leitung und Einzelgemeinde sollten in dauerndem Kontakt stehen. Welche Struktur auch im-mer sich eine Leitung gibt, der Leitungsstil als solcher kann nur in kooperativer Weise funkti-onieren. Für die Struktur ergeben sich dann doch bestimmte Voraussetzungen. Einfachheit, Dezentralisation wären erste zu nennende Stichworte.

Anknüpfend an die Worte aus der Apostelgeschichte, kann ich formulieren: Leitung gelingt dann, wenn sie das Wesen ihrer Aufgabe als Dienen versteht! Damit nicht genug! Leitung übt, wie eingangs festgestellt, Macht aus. Um diesen unabänderlichen Sachverhalt abzumildern, sollte Macht nach Möglichkeit geteilt werden. Was gehört dazu? All das, worum wir uns seit Jahren und Jahrzehnten bemühen: Aufgaben delegieren, Kompetenzen übertragen, Menschen Raum für das Nutzen ihrer Möglichkeiten geben.

Welche Bilder kann man sich nun vorstellen? Die Metapher des Hirten und seiner Herde passt nicht mehr in die heutige Problemwelt kirchlichen Lebens. Das Bild entspricht einer Pfarrer-zentriertheit, der viele nicht mehr folgen möchten. Leitung ist vielmehr ein Charisma, eine Begnadung, d.h. niemandem ist sie exklusiv verliehen. Ein ungeheurer Anspruch wiederum verbindet sich mit der Leitung. Im Zusammenwirken mit den anderen Gaben findet sie ihr Ziel.

So sollten Art und Weise der angemessenen Leitung wohl bedacht sein.

Amen.

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